Donnerstag, 24. Juli 2014

Kyffhäuserdenkmal und Panoramamuseum Bad Frankenhausen

19. Juli 2014

Die letzte große Tour von Göttingen aus startete morgens am 19. Juli. Ich wollte noch einmal zum Kyffhäuser, um mir das Denkmal anzusehen. Und am Südhang des Kyffhäusers bei Bad Frankenhausen sollte es ein Museum geben, in dem die letzte Schlacht des Bauernaufstandes 1525 abgebildet war. Ich hatte also zwei lohnende Ziele.

Die Route führte zunächst über Duderstadt nach Walkenried. Dann ging es weiter durchs südliche Harzvorland Richtung Osten, eine ruhige Strecke mit etlichen schönen Abschnitten. Bei Rottleberode zweigte die Straße nach Süden ab und der Kyffhäuser kam immer näher.

Zunächst hat man das große Denkmal vor Augen, wenn man an den Kyffhäuser denkt. Und es fällt einem die Sage von Kaiser Barbarossa (Friedrich I., um 1122 bis 1190, Kaiser des römisch-deutschen Reiches von 1155 bis 1190; Barbarossa = Rotbart) ein, der in einer der Höhlen schläft, um eines Tages das deutsche Reich zu neuer Herrlichkeit zu führen. Bis zum 16. Jh. nahm übrigens Kaiser Friedrich II. (1194 bis 1250, ab 1212 römisch-deutscher König und ab 1220 Kaiser des römisch-deutschen Reiches) die Rolle des schlafenden Kaisers in der Sage ein, später auch Karl der Große (747/748 bis 814, ab 768 König des Fränkischen Reichs, am 25. Dezember 800 zum Kaiser gekrönt) (Wikipedia - Kyffhäusersage).



Der Kyffhäuser ist aber viel mehr. Zunächst einmal stand hier im 12. Jh. eine der größten Burgen Deutschlands, deren Anfänge wohl bis ins 10. Jh. zurückreichen (Wikipedia - Burg Kyffhausen). Die Anlage maß in der Länge 600 m und in der Breite 60 m. Sehr schön kann man sich die Anlage mit dem Modell vorstellen, das im dortigen Museum ausgestellt ist.



Geht man zunächst um das Denkmal herum und wendet sich der Burganlage zu, so kommt man zum sog. Barbarossaturm in der Oberburg, um den sich lange der Kaisermythos rangte, bis im späten 19. Jh. das große Kaiser-Wilhelm-Denkmal errichtet wurde. Ob allerdings Kaiser Barbarossa je auf der Burg war, ist umstritten. Lediglich sein Aufenthalt im Jahr 1174 auf der Pfalz Tilleda (vgl. Karte) ist belegt.

Barbarossaturm
Blick aus dem Barbarossaturm auf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Mittelburg
Wahrscheinlich war dies die Aussparung für den herrschaftlichen Abort
"Verwunschenes" Häuschen im Erdgeschoss des Turms - Zweck ???
Ist man die steile Außentreppe des Barbarossaturms hinauf und die Treppen innerhalb hinunter gestiegen, steht ein kurzer Besuch im Museum an; dann folgt das Kaiser-Wilhem-Denkmal. Es ist 81 m hoch und wurde 1890 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet. Es kann von innen begangen werden.



Die Eingangshalle macht deutlich, dass jede Zeitepoche versucht, ihren Stempel zu hinterlassen. Ursprünglich war das Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms I. (Barbablanca = Weißbart) erbaut worden, von dem man hoffte, er sei der in der Sage angekündigte Friedenskaiser. Später wurde die Figur des Barbarossa von den Nazis missbraucht. Hitler nannte seinen Russlandfeldzug "Unternehmen Barbarossa". Und schließlich versuchten auch die Verantwortlichen der DDR dem Bau ihren Stempel aufzudrücken, indem sie Metallreliefs anbringen ließen, die rund um die Eingangshalle laufen und die kriegerischen und unterdrückenden Momente und Herrschaftsformen vergangenen Jahrhunderte festhalten (GIF-Animation, bei der die Bilder alle 5 Sekunden wechseln). Die Platte dem Eingang gegenüber mit dem Text der DDR-Hymne "Auferstanden aus Ruinen ..." sollte offensichtlich verdeutlichen, dass im "Arbeiter- und Bauernstaat" all diese herrschaftlichen, bürgerlichen und kapitalistischen Momente zu einem Ende gekommen waren und die Menschen im Frieden miteinander leben konnten.



Auferstanden aus Ruinen
und der Zukunft zugewandt,
lass uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.
Der Aufstieg auf den Turm lohnt sich, auch mit schwerer Motorradkleidung. Man hat von oben einen herrlichen Ausblick.

Wendeltreppe nach oben

Die Kuppel
Blick auf den Barbarossaturm - Oberburg und Teile der Mittelburg
Blick auf die Ruinen der Unterburg
Das Kyaffhäuserdenkmal in der Mittelburg vom Barbarossaturm aus fotografiert.
Felder im Norden
Schließlich geht es noch um die Frage, was das Denkmal über die dargestellten Personen aussagt. Nähert man sich der Grotte, die Kaiser Barbarossa "beherbergt", so wird deutlich, dass der jede "Spannkraft" verloren hat. Das kann nicht mehr der ersehnte Friedenskaiser sein.



Dagegen hebt sich das Bild von Kaiser Wilhelm I. entschieden ab. Voller Spannkraft kommt er auf seinem Pferd geritten.


Und seine Statue steht oberhalb der des alten Kaisers Barbarossa. Deutlicher kann man kaum ausdrücken, dass eine ganz andere Zeit angebrochen war.


(vgl. zum Ganzen auch den Artikel bei Wikipedia - Kyffhäuserdenkmal)

Der Abstieg zu den Ruinen der Unterburg reizte dann doch sehr.


Dort angekommen hatte ich allerdings keine Lust mehr, mit der schweren Kleidung den Aufstieg zurück zu machen, und beschloss, durch den Wald zum Parkplatz zurückzukehren. Dafür konnte ich aber nicht mehr den Gedenkstein fotografieren, auf dem die Vereine Deutscher Studenten die „Sozialbotschaft“ Kaiser Wilhelms I. festgehalten hatten, die er am 17. November 1881 vor dem Reichstag verkündet hatte. Darin legte der Kaiser mit der Forderung nach Fürsorge für die deutsche Arbeiterschaft den Grundstein für die deutsche Sozialpolitik. Wer sich informieren will, kann dies hier tun.

Vom Kyffhäuserdenkmal ging es zum nahe gelegenen Panoramamuseum bei Bad Frankenhausen. Was hat es nur mit diesem etwas abseits und versteckt liegenden Bau auf sich?



Dieses Gebäude wurde eigens errichtet, um das monumentale Panoramabild des Leipziger Malers und Kunstprofessors Werner Tübke über den Bauernkrieg 1525 aufzunehmen. Das Regime der damaligen DDR beabsichtigte im Jahr 1975 zum 450. Jahrestags der letzten Schlacht des Bauernkrieges, bei der der aus den Reihen der Reformation stammende Bauernführer Thomas Müntzer gefangen genommen und das Bauernheer aufgerieben wurde, eine Gedenkstätte zu errichten, die sie in ihrem Sinn ideologisch nutzen konnte. Dies war wohl nach der Wende der Grund, weswegen über den Fortbestand des Museums ernsthaft diskutiert wurde. Hätten sich die Gegner des Museums durchgesetzt, es wäre Deutschland ein großartiges Kunstwerk verloren gegangen.

Ich habe mich in dem Museum, das - abgesehen von einigen aktuell ausgestellten modernen Bildern - allein das Panoramabild beherbergt, fast zwei Stunden aufgehalten. Der Eintritt von 6 Euro lohnt sich auf jeden Fall! Um das monumentale Bild ansatzweise erfassen zu können, muss man unbedingt eine Führung mitmachen, die immer zur vollen Stunde beginnt. Ich habe gleich zwei Mitarbeitern des Museums zugehört und ganz verschiedene Zugänge bekommen.

Da es nicht erlaubt ist zu fotografieren, kann ich hier keine eigenen Bilder hinterlegen. Aber man findet Anschauungsmaterial im Internet. Zunächst sollte man die Website des Museums selbst ansteuern:
Nachdem man sich ein wenig informiert und orientiert hat, wählt man den Button
und gelangt zu einer Animation, die das ganze Panoramabild erschließt. Fantastisch!!!

Auf dieser Website gibt es ausführliche Infos und Interpretationen. Einen weiteren Überblick kann man sich verschaffen, wenn man bei Wikipedia - Panoramamuseum Bad Frankenhausen nachliest.

Das beste aber wird ein persönlicher Besuch mit viel Zeit sein. Ich war und bin begeistert! Vor Ort gibt es dann sehr günstig Anschauungsmaterial zu kaufen.

Nach so viel Kultur stand noch die Rückfahrt an, die mich diesmal nach Rinteln führen sollte. Also: quer über den Harz zunächst nach Elbingerode - ich wollte ja schließlich auch etwas von der Fahrt haben - dann über Braunlage am Oderteich vorbei Richtung Seesen. Von der Hauptrichtung wich ich in Clausthal-Zellerfeld ab, weil ich die kurvenreiche Strecke über Hahnenklee und Lautental nach Seesen fahren wollte. Die Route über Lamspringe und Alfeld stellte sich dann als gut gewählt heraus. Mit einer Kuriosität von unterwegs will ich diesen Bericht schließen. Wenn ich mich richtig erinnere, steht dieses "Kunstwerk" an der Straßenkreuzung zwischen Harbarnsen und Adenstedt, wo die L 489 auf die L 490 trifft.

Therapiezelle digitaler Demenz

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