Samstag, 5. Juli 2014

Geschichte und Geschichten

Am Freitag, 04.07., nutzte ich das schöne Wetter noch einmal aus. Zugegeben: es war gut warm in der Kluft, aber Reusch hat raffinierter Weise an den Armen und an den Hosenbeinen Reißverschlüsse angebracht, durch die Fahrtwind in die Kleidung kommt. So ist es auszuhalten. Und wenn es etwas zu besichtigen gibt, kommen Helm und Jacke in die großen Koffer.

Das Hauptziel der Tour war Fritzlar. Der zweite Teil berührte sich auf der Trendelburg, der Sababurg und in Oedelsheim mit der Deutschen Märchenstraße.

Aber zunächst ging es von Göttingen über die B 3 nach Hann. Münden und dann weiter auf dieser Straße Richtung Kassel. Die Strecke von Hann. Münden bis nach Kassel entlang der Fulda ist landschaftlich sehr schön. Es war nicht viel Verkehr, so dass man auch das Fahren genießen konnte. Um Kassel herum bin ich dann durch die Außenbezirke gefahren. Ob das so geschickt war, weiß ich nicht. Die gefühlte Zeit zog sich doch sehr in die Länge. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, so eine Stadt weiträumiger zu umfahren; in der Hoffnung, dann zügiger fahren zu können. Hat man Kassel hinter sich, ist die Strecke zwischen Besse und Metze ganz nett - und dann ist man ja auch schon recht schnell in Fritzlar.

Warum Fritzlar? Zum einen wollte ich gern einmal in die Stadt, wo Bonifatius 723 die Donareiche gefällt hatte bzw. hatte fällen lassen. Der christliche Missionar wollte den Heiden, denen dieser Baum heilig war, zeigen, dass kein heidnischer Gott kommen würde, um ihn zu bestrafen; vielmehr seien die Heiden eingeladen, sich zum starken christlichen Gott zu bekehren. In der Kirchengeschichtsvorlesung bei Prof. Gmeinhardt war dies vor etlichen Wochen Thema gewesen. Zum anderen hatte Prof. Feldmeier vor einiger Zeit auf den sog. "Gnadenstuhl" im Dom verwiesen (s.u.).



Angesicht dessen, was radikale Moslems 2012 in Timbuktu machten, wo sie Kulturgüter und heilige Stätten, die zum Weltkulturerbe gehörten, zerstörten, setze ich hinter die "Missionsmethode" des Bonifatius auch mal ein Fragezeichen. 


Kommt man in den Dom, öffnet sich dieser Blick ins Mittelschiff.


Auf dem Weg nach vorn kommt man an der Kanzel vorbei, deren Schalldeckel, so scheint es, von den beiden Engeln getragen wird. Mit den Händen, die innen tragen, können sie auch auf den Heiligen Geist (Taube in der Mittel des Schalldeckels) hinweisen, der den Prediger begleiten möge.


Vorn hat man dann den Blick auf den Hochaltar und den Gekreuzigten.



Interessant war der Blick auf einen Marienaltar an der Seiten. Mitten im Altar ist ein Bild, wo Maria von Gott dem Vater und Gott dem Sohn die Himmelskrone empfängt. Und der Heilige Geist schwebt über allem.



Auch das nachfolgend abgebildete Fenster gehört in diese Seitenkapelle. Ich konnte gleich etwas anwenden, was ich auf der Wartburg gelernt hatte :-) Wenn man irgendwo in einer Kirche eine Frau mit einem Korb Rosen sehen könne, so hatte die Führerin dort erzählt, dann sei das bestimmt Elisabeth. So ist es auch hier in Fritzlar, wie man in der Inschrift am rechten Fensterrand sehen kann. 


Bei Wikipedia kann man zum Stichwort "Rosenwunder" lesen: "Als Elisabeth eines Tages in die Stadt geht, um den Armen Brot zu geben, obwohl gerade dies ihr unter Strafe verboten ist, trifft sie die Mutter ihres Mannes (in anderen Versionen ihren Mann selbst), die ihre Barmherzigkeit nicht gutheißt und ihr eine Falle stellen will. Auf die Frage, was sie in dem Korb (andere Versionen: unter der Schürze) habe, den sie bei sich trägt, antwortet Elisabeth, es seien Rosen im Korb. Ihre Schwiegermutter bittet sie, das Tuch zu heben, um die wunderbaren Rosen sehen zu können. Widerwillig hebt Elisabeth das Tuch und im Korb liegen Rosen statt des Brotes für die Armen."

Zur Erklärung heißt es im genannten Artikel dann weiter: "In der Legende des Rosenwunders wird die Mildtätigkeit und Heiligkeit Elisabeths von Thüringen und ihre Zuwendung zu den Armen und zur Armut ausgeschmückt. ... Da andere Versionen die Legende auf Elisabeth von Portugal sowie auf Nikolaus von Tolentino beziehen und eine ihrem Gatten verheimlichte Mildtätigkeit Elisabeths historisch unwahrscheinlich ist (Prof. Gmeinhardt in der Vorlesung: "... die beiden müssen eine Liebesehe geführt haben ..."), ist davon auszugehen, dass die Wanderlegende erst nach ihrer Heiligsprechung auf sie übertragen wurde." (Artikel abgerufen am 05.07.2014)

Interessant fand ich noch das quadratische Taufbecken im südlichen Seitenschiff. Der sicherlich nicht leichte Deckel muss mit einer Vorrichtung, die im Gewölbe direkt über dem Taufbecken angebracht ist, gehoben werden. Wieder sieht man die Taube als Zeichen des Heiligen Geistes. 



Bei der Hebevorrichtung musste ich an die beiden Taufengel in der Hackenstedter und in der Sottrumer Kirche denke, die jeweils zur Taufe von der Decke gezogen werden. Wenn ich in Meppen die Bilder finde, füge ich sie hier ein. 

Dann folgte der Gang in die Krypta. Prof. Feldmeier hatte uns im neutestamentlichen Seminar auf den hier ausgestellten "Gnadenstuhl" hingewiesen und dabei betont, dass Gott als relativ junger Mann dargestellt ist. Zum Motiv des Gnadenstuhls findet man bei Wikipedia diesen einleitenden Satz: "Der Gnadenstuhl ist ein Bildtypus der christlichen Kunst zur Darstellung der Trinität (Dreifaltigkeit): Gottvater hält das Kreuz (Kruzifix) mit dem toten Christus in beiden Händen, während die Taube als Symbol des Heiligen Geistes darüber schwebt. ..." (abgerufen am 05.07.2014) Zu meinem Verständnis des Gnadenstuhls werde ich in meinem Blog "Studiensemster in Göttingen - Sommer 2014 - Gedankensplitter" noch etwas schreiben. 





Wenn es mit der Darstellung eines Gnadenstuhls auch darum geht, das inntertrinitarische Leiden am Kreuzesgeschehen darzustellen - Johannes: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3,16) - Paulus: Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (Röm 8,32) -, dann ist das mit diesem Kunstwerk aus meiner Sicht sehr gut gelungen.

Beenden will ich die Bilder vom Dom zu Fritzlar mit einer Darstellung des Bonifatius. Es folgen noch ein paar Fotos von der historischen Innenstadt: 






Das war Fritzlar mit seinem geschichtsträchtigen Dom! Nun kommen die Geschichten bzw. die Märchen. Zunächst eine Geschichte von der Fahrt selbst. Eigentlich hatte ich ein Foto von der Ems machen wollen, die es dort auch gibt. Auf der Karte ist die Stelle markiert. Aber wie es nun so ist: Gerade um diese Stelle wurde ich per Umleitung herumgeführt. In Sand war die Ortsdurchfahrt gesperrt und so ging es auf der B 450 und der L 3215 weiter. Leider merkte ich es erst viel zu spät, dass die Gelegenheit zu einem interessanten Foto längst vergangen war.

Nichtsdestotrotz war es eine schöne Strecke - landschaftlich und fürs Fahren - , die ich mir da zuvor ausgesucht hatte und dann mit dem Navi abfuhr. Apropos Navi - wie sind wir eigentlich früher ohne ausgekommen? Im Blog vorher habe ich ein paar Zeilen zur Navigation mit dem Handy geschrieben. 

Auf der Trendelburg spielt das Märchen von Rapunzel: "Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!" Etwas weiter kommt die Sababurg, wo Dornröschen beheimatet ist. Und schließlich traf ich in Oedelsheim noch auf den Gestiefelten Kater

Trendelburg - Rapunzels Haar kann man schon sehen.

Turm von einer anderen Seite

Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.

Der Turm aus dem Innenhof

Rapunzel in einer Nische

Die Sababurg - Dornröschens Heimat

Der unverschlossene Eingang zum Restaunt

Das Schloss

Der Turm im verwunschenen Garten

Dornröschen?

Der Gestiefelte Kater

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